Deutschland bringt Beat live ins Fernsehen. Wow.
Also, der Beat-Club zeigte ab 1965 im 1. Programm der ARD den Altvorderen kräftig den Mittelfinger, und die Jugendlichen blieben vier oder fünf Jahre völlig in seinem Bann. Erst gegen 1970 wurde der Beat-Club nicht nur politisch, sondern auch musikalisch progressiver. Da erspielte er sich ein Publikum jenseits des Mainstreams. So manche großartige Live-Performance wurde dann wieder gesendet. Für mich der Höhepunkt war MC5 mit einer (zwar vom Regisseur gekürzten) Fassung von „Kick Out The Jams“. Vor ein paar Jahren hat Radio Bremen auch die Outtakes dieser Aufnahmen gesendet. Dafür danke ich dem Sender.
Usche Nerke und (am Anfang) Gerd Augustin führten durch die Sendung. Uschi kam cool rüber, eine von uns, Gerd eher nicht. Er wirkte ein bischen hölzern, aber er hatte unglaublich viel Ahnung von Musik.
Die ganzen Playback-Sendung mochte ich nicht, die psychedelischen Effekte fand ich ablenkend. Ich wollte immer – und will es noch – Musik live erleben. Aber irgendwann machte Mike Leckebusch, der Regisseur, die Kehrtwendung und verstieg sich auf Playback und optischen Killefitt. Später, als er zu live-Aufnahmen zurückkehrte, war alles wieder gut
Wer ALLES zum Beat-Club wissen möchte, der MUSS das Buch von Thorsten Schmidt kaufen (Beat-Club – alle Sendungen – alle Stars – alle Songs, Bremen 2005, ISBN 978-3-933851-09-3). Da bleibt kein Wunsch unerfüllt, allein dass die Wahnsinnsliste von nicht gesendeten Aufnahmen keinen Redakteur angestoßen hat, ins Archiv zu gehen und uns mit musikalischen Leckerbissen zu versorgen, bleibt unerklärlich. Jörg Freitag, warum geschieht da nichts?
Jahre später, dem Video-Recorder sei Dank, entdeckte ich, dass im Hessischen Rundfunk Fernsehen, „Beat Beat Beat“ gesendet worden war. Und das war noch ’ne Schippe authentischer. The Sorrows, The Yardbirds, The Move, The Kinks und solche Kaliber immer mit mehreren Stücken live auf Sendung. Unglaublich. Und The Kentuckys. Wahnsinn.
>>The Sorrows „You’ve Got What I Want“
Am 25. August 2018 habe ich bei einer zweitägigen Beat-Club-Reminiszenz-Veranstaltung in WIlhelmshaven – sehr gelungen, mit zwei tollen Bands, am 2. Tag leider miserabel besucht – einen Vortrag zum Beat-Club gehalten. Uschi Nerke saß neben mir auf einer Couch und hat ein paar Mal heftig den Kopf geschüttelt. In ihrem eigenen Vortrag hat sie allerdings nichts korrigiert. Schade. Das wäre erhellend gewesen.
Und als das Fernsehn zum ersten Mal Farbe trug, waren auch schon die Beatjungs dabei: